Ann Salens

Lange vor den Antwerp Six galt Ann Salens (1940-1994) als die erste Antwerpener Avantgarde-Designerin. Salens machte keine Modeausbildung und siedelte ihre Kreationen in der Grauzone zwischen Kunst und Mode, zwischen absolutem Luxus und leidenschaftlicher Lässigkeit an.

Ganz dem Zeitgeist entsprechend, eröffnete Salens Ende der 1960er Jahre einen Laden mit einzigartigen gehäkelten Objekten in der Antwerpener Wolstraat. Rund um die Wolstraat entstand in dieser Zeit eine lebendige Kunstszene: eine Brutstätte alternativer Künstler. Ann Salens und ihr Mann, Performance-Künstler Ludo Mich, waren die Hauptakteure.

Die seidenen Häkel- und Strickarbeiten von Salens zeigten ein durchgängig raffiniertes Farbspiel: Flächen entwickelten sich zu hauchdünnen Farbabstufungen, in denen verschiedene Motive zu einem harmonischen Ganzen zusammenflossen. Klassische Modenschauen fand sie zu kitschig und unpersönlich. Sie machte sie zu Happenings: Rituale in einem lodernden Tanz aus Licht, Farbe, Bewegung und Körpern. Die Shows wurden zu ihrem Markenzeichen. Sie engagierte unkonventionelle Models, vor allem Freundinnen und Tänzerinnen, als Alternative zum strengen Pariser Schönheitsideal und dem traditionellen Frauenbild. Ihre Entwürfe mussten in erster Linie zur Persönlichkeit des Käufers passen. Salens verabscheute die kommerzielle Seite der Mode und dadurch auch Aufträge und Bestellungen. Ihre Arbeit inspiriert auch weiterhin junge Modedesigner wie beispielsweise Christian Wijnants, ein passionierter Designer, der auf Strickwaren spezialisiert ist.